- geb. 1956 in Freiberg
- Studium der Museologie in Leipzig
- Arbeit in Schloss Hinterglauchau, später in der Stadt- und Bezirks-bibliothek Karl-Marx-Stadt
- lebt und arbeitet als freischaffender Autor in Chemnitz
Preise und Stipendien
1992 Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo
2000 Gewinner des 1. Chemnitzer Poetry Slam
2004 Arbeitsstipendium des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst
2009 Arbeitsstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen
2011 „Bunter Hund“ Publikumspreis im Rahmen der Leipziger Buchmesse für „Die Butter vom Brot“
Veröffentlichungen
- DIE UNHEIT. Gedichte. Eichenspinner, Chemnitz
- DESPOTIE. Gedichte nebst einem Essay des Autors. Eichenspinner, Chemnitz.
- DIE BUTTER VOM BROT. Gesellschaftsroman. Eichenspinner, Chemnitz.
- MILCHMÄDCHEN, RECHNE DICH! Erzählungen. Eichenspinner, Chemnitz.
- KNICKEN! Gedichte. Eichenspinner, Chemnitz.
- SCHLUMMERNDE HUNDE. Gedichte. Eichenspinner, Chemnitz.
- AUSSER TROST. Gedichte und Prosa. Octopus, Berlin 1992.
- FEDERN UND FEDERN LASSEN. Gedichte. V. Neues Leben, Berlin 1988.
- WASSERSTÄNDE UND TAUCHTIEFEN. Gedichte. V. Neues Leben, Berlin 1985.
Beim Eichenspinner Verlag verlegt
Titel | Autor | Genre / Gattung | |
---|---|---|---|
Inhalte | Hans Brinkmann | ||
Fabelbuch | Hans Brinkmann | ||
Die Unheit | Hans Brinkmann | ||
DESPOTIE | Brinkmann, Hans | ||
Die Butter vom Brot | Hans Brinkmann | ||
Milchmädchen, rechne Dich! Erzählungen | Hans Brinkmann | ||
knicken! | Hans Brinkmann | ||
Schlummernde Hunde | Hans Brinkmann |
Immer wieder mal ein Thema
Brinkmann und die Staatssicherheit
Seit über dreißig Jahren schreibt der Chemnitzer Hans Brinkmann Gedichte, auch Erzählungen, seit Kurzem sogar Romane. Das hat ihm einige Anerkennung beschert, Stipendien, Einladungen zu Lesungen und Vorträgen. Reclam, S. Fischer, Aufbau Verlag und viele andere nehmen Brinkmanns Gedichte in ihre Anthologien auf.
Von Zeit zu Zeit gerät der Schriftsteller jedoch in den Hintergrund und Biographisches wird in den Vordergrund gerückt. Kern ist dabei stets dieselbe Frage: War Hans Brinkmann Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit? Vielen reicht die kurze Antwort aus, das lässt sich nicht ändern; hier eine längere:
Die Fakten:
Mitte der 80er Jahre hielt Brinkmann, der seinerzeit noch in Glauchau wohnte, regen Kontakt zur sächsischen Künstlerszene und besuchte zahlreiche Kulturveranstaltungen. Damit stellte er ein begehrtes Ziel für Avancen der Staatssicherheit dar. Etwa seit Mitte 1984 wurde er mehrfach von einem Rekrutierungsteam aufgesucht, angerufen, manches Mal auch buchstäblich von der Straße aufgelesen: Seit Jahren war Brinkmann starker Alkoholiker. Das Unterzeichnen einer Verpflichtungserklärung lehnte er ab. Ende des Jahres 1985 entschloss er sich zu einer Entziehungskur und suchte hierfür einen Arzt auf. Der bemaß die Wartezeit auf einen Platz in der Entziehungsanstalt auf mindestens eineinhalb Jahre. Nun wurde ein Deal angeboten: Den sofortigen Antritt der Entziehung gegen die Unterzeichnung einer Verpflichtungserklärung. Brinkmann ging darauf ein. Nach seinem Entziehungsaufenthalt wurde er regelmäßig zu den von ihm besuchten Veranstaltungen befragt. Ende 1986 aber teilte er den Mitarbeitern der Staatssicherheit mit, dass er diese Tätigkeit nicht länger ausüben, weil nicht mehr ertragen könne. Er drohte an, Selbstmord zu begehen und zuvor Freunde und Bekannte über die Gründe hierfür zu informieren. Daraufhin gewährte die Staatssicherheit eine Entpflichtung. Die Erklärung unterschrieb Brinkmann im Winter 1986/87.
Anfang der 90er Jahre beschäftigte sich der Schriftsteller Rainer Klis mit der Angelegenheit. Als Vertreter des Freistaates Sachsen bei der Stiftung Kulturfonds war er angehalten, vor der Vergabe von Stipendien die Biografien von Antragstellern bzw. Begünstigten von Auszeichnungen hinsichtlich einer eventuellen Stasi-Vergangenheit zu prüfen. Klis kam zu dem Schluss, dass es sich bei Hans Brinkmann um einen seltenen Ausnahmefall handle und schlug ihn für ein Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo vor. Brinkmann habe als IM, um Klis zu schützen, die Stasi regelrecht belogen, was aus den Akten zweifelsfrei hervorgehe. Auch, dass Brinkmann eine Entpflichtungserklärung durchgesetzt habe, sei laut Klis, wohl einzigartig – „eine Courage, wie sie wohl kaum jemand aufgebracht hat, der einmal in die Fänge der Stasi geraten war.“
Nach Brinkmanns Rückkehr aus Italien im Jahr 1993, wurde seine IM-Tätigkeit öffentlich thematisiert. Innerhalb des Sächsischen Schriftstellervereins kam es dabei zu einem Gespräch Beteiligter. 14 Jahre lang publizierte Hans Brinkmann kein einziges Buch. Im Jahr 2006 erschien sein Gedichtband „Schlummernde Hunde“ im Chemnitzer Eichenspinner Verlag, weitere Bücher folgten. Jahrelang fanden sich auf der Verlagshomepage literarische Texte Brinkmanns, die – wenig verschlüsselt – die Staatssicherheitsvergangenheit ansprachen.
Dennoch wird in der Stadt von Zeit zu Zeit das Thema aufgewärmt, als wäre es neu, skandalös oder verheimlicht worden. Immer wieder wird Brinkmann böse verbal attackiert.
Die Position des Verlages:
In einer schwierigen Lebensphase, in jungen Jahren, hat der Dichter eine Entscheidung getroffen. Kein Ruhmesblatt, sicher. Nach den zur Verfügung stehenden Informationen dauerte besagte Tätigkeit rund ein Jahr und wurde durch Eigeninitiative wieder beendet. Es ist nicht festzustellen, dass irgendeine Person aufgrund dieser Tätigkeit zu Schaden gekommen wäre, in einem Fall wurde gar Schaden abgewendet. Der Verlag sieht keinen Grund dafür, das literarische Werk diesem biographischen Fehler unterzuordnen.
Zur Beachtung:
Dieser Text entstand nach bestem Wissen und Gewissen mit freundlicher Unterstützung durch Rainer Klis. Korrekturbedarf, Ergänzungen, Diskussionsanregungen werden gerne entgegen genommen.